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 Realtime-Illusion

Wir leben in einer Realtime-Illusion und stehen immer stärker unter dem Druck, die Dinge sofort erledigen zu müssen.
Laut dem Berliner Institut für Wirtschaftsforschung arbeiten 60 Prozent aller Führungskräfte stark unter Zeitdruck. Nach empirischen Untersuchungen der Harvard-Kollegin Teresa Amabile ist Zeitdruck durchaus mit Kreativität vereinbar, jedoch nur dann, wenn der Mensch sich voll und ganz auf eine einzige Aktivität konzentriert. Produktivität und Kreativität gehen verloren, wenn mehrere Aufgaben gleichzeitig bewältigt werden - doch gerade dazu werden wir durch unsere Realtime-Illusion verführt. Die Gleichzeitigkeit unseres Tuns in der Wirtschaft führt zu fatalen Folgen für das Unternehmen und seine Mitarbeiter:

  • Verfügbarkeitsfalle: Ein Unternehmen, dessen Management großenteils der Realtime-Illusion verfallen ist, gleicht einem Hamsterrad, das sich immer schneller dreht. Die Mitarbeitenden sind permanent verfügbar und haben zunächst den Eindruck, dass sie immer schneller arbeiten. Aus der Distanz betrachtet kommen sie jedoch kaum voran.
  • Koordinationswut: Es wird mehr koordiniert als notwendig. Diese Tendenz wird zusätzlich dadurch begünstigt, dass Koordination durch Massensendungen vermeintlich leicht geworden ist.
  • Scheinparallelität: Die Mitarbeitenden haben den Eindruck, sie seien zum Multitasking fähig und würden dementsprechend in zunehmendem Maße Aufgaben gleichzeitig bearbeiten. Die moderne Hirnforschung hat uns aber gezeigt, dass unser Gehirn gar nicht zu echter Parallelverarbeitung in der Lage ist. Aufgaben werden sequenziell abgearbeitet. Dabei springen wir in kurzer Zeit zwischen den einzelnen Aufgaben hin und her, was uns den Eindruck von Parallelität vermittelt.
  • Qualitätseinbruch: Mit zunehmender Antwortgeschwindigkeit steigt die Kommunikationsfrequenz, doch die Informationsqualität sinkt. Manche BlackBerry-Korrespondenz erinnert stärker an chattende Teenager als an professionellen Informationsaustausch.
  • Vollkasko-Mentalität: Die unzähligen Kopien für alle möglichen Beteiligten via cc erfolgen unter dem Deckmantel der Wissensverbreitung. Dahinter stecken jedoch häufig persönliche Gründe: Der Absender möchte sich mit der Information aller involvierten Personen absichern. Der mangelnde Mut zur Konzentration auf Relevantes führt zu einer Flut von Nachrichten.
  • Kreativitätsloch: Ruhephasen sind eine wichtige Quelle für Kreativität. Ständige Empfangsbereitschaft zerstört die Grundlagen für kreatives Arbeiten. Verhaltensforscher haben ein Experiment durchgeführt, bei dem drei Gruppen eine anspruchsvolle Aufgabe lösen mussten. Die erste Gruppe konnte sich voll auf die Aufgabe konzentrieren, die zweite bekam alle zwei Minuten eine Kurznachricht, die sie bestätigen musste. Die dritte Gruppe konnte sich ebenfalls auf die Aufgabe konzentrieren, rauchte aber nebenher einen Joint. Das Resultat: Die Kiffer arbeiteten produktiver als die Instant-Messenger-Jungs.
  • Substitution: Direkte Arbeit im Sinne des Problemlösens wird ersetzt durchKoordination. Probleme werden hin und her geschoben, ohne dass an ihrer Lösung gearbeitet würde.
  • Demotivation: Auf der persönlichen Ebene entsteht die Empfindung, man habe die Kontrolle über die Arbeit verloren. Diese Empfindung schwächt kurzfristig die Motivation und erzeugt negativen Stress.
  • Suchtsymptome: Suchtsymptome fördern langfristig die Entstehung von Burn-out-Zuständen. Die Gruppe der Crackberries - Süchtige mit panischer Angst, vom Netz abgeschnitten zu sein - wird ständig größer.


(Quelle: "33 Erfolgsprinzipien der Innovation")