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Buchbesprechung von Heinz Schelle

© GPM-Magazin PMaktuell - Heft 1/2012, Seite 47. Alle Rechte vorbehalten.

Die Autoren sagen am Anfang, warum sie das Buch trotz der „im deutschen Sprachraum unzähligen Bücher“, die „sie nicht wirklich befriedigt (haben)“, geschrieben haben. „Viele dieser Werke behandeln entweder nur ein einziges Spezialgebiet oder kommen über allgemeine Projektmanagement-Grundlagen nicht hinaus.“ Das ist eine gewagte Behauptung angesichts der zahlreichen, aus meiner Sicht hervorragenden Werke, die mehr oder weniger die ganze Breite unserer Disziplin abdecken und die in dieser Zeitschrift auch besprochen wurden. Dass jeder Autor nur einen begrenzten Erfahrungshintergrund hat, also nicht zugleich praktische Erfahrungen im industriellen Anlagenbau, Hoch- und Tiefbau, bei Forschungs- und Entwicklungsprojekten und bei Organisations- und IT-Projekten haben kann, versteht sich angesichts der Begrenztheit des irdischen Lebens von selbst und gilt auch für Hirsch und Marschall. Ein Buch, das alle an Projektmanagement interessierten Leser, unabhängig von ihrer Branchenzugehörigkeit, zufriedenstellt, wird es meiner Meinung nach nie und muss es im Zeitalter der zunehmenden Spezialisierung auch nicht geben.

Aber kommen wir zur Publikation selbst, die einen respektablen Umfang hat und die in der Tat ein großes Themenspektrum abdeckt. Es reicht von Projektmanagement-Grundlagen, einem Kapitel, in dem unter anderem fünf Reifegradmodelle erläutert werden, die ausführliche Behandlung von Fragen der Projektorganisation über Projektmanagementmethodik bis hin zu den sehr detaillierten Ausführungen zu Vorgehensmodellen und Multiprojektmanagement. Allerdings hätte ich mir einige Kapitel ein wenig ausführlicher gewünscht. Wenn man schon Netzplantechnik darstellt und auf die vier Arten von Anordnungsbeziehungen eingeht, um dieses Beispiel zu nennen, wäre es von Vorteil gewesen, auch den Algorithmus der Terminberechnung kurz zu erklären.

Besonders gefällt mir, dass die Autoren überall sehr aktuell und auf der Höhe der Zeit sind, was man leider für einen großen Teil der neueren PM-Literatur nicht sagen kann. So finden sich zum Beispiel Ausführungen zum PMBoK, zur ICB und zur Zertifizierung nach der ICB, zu PRINCE2 (allerdings noch nicht in der Version 2009) und zum GOAL DIRECTED PROJECT MANAGEMENT. Auch Vorgehensmodelle wie HERMES und VXT werden informativ dargestellt. Dafür verdienen die Verfasser große Anerkennung. Besonders ausführlich und ungewöhnlich umfangreich für ein Projektmanagement-Lehrbuch ist das Kapitel „Management-Techniken“, in dem viele Fragen der Organisationspsychologie, aber zum Beispiel auch Kreativitätstechniken diskutiert werden. Hier findet der Leser einen riesigen „Werkzeugkasten“, der auch sinnvoll strukturiert ist. Wo immer man im Buch stichprobenweise tiefer bohrt, stößt man auf soliden Grund. So sind zum Beispiel die Abschnitte über das System von Myers und Briggs (MBTI = Myers-Briggs Type Indicator) sehr klar und übersichtlich. Eine Kritik muss ich freilich anbringen: Die Literaturhinweise sind sehr, sehr spärlich gesät. Das erschwert vor allem Studierenden, die das Werk als Einstieg wählen, um sich beispielsweise für eine Bachelor- oder Masterarbeit erste Informationen zu holen und dann nähere Quellenangaben brauchen, das Arbeiten. An diesem Mangel ändert auch das umfangreiche Literaturverzeichnis am Ende des Buches, das ja in Zeiten des Internets ohne großen Aufwand zu erstellen ist, nichts. Trotz dieser Einschränkung kann man das Werk von Hirsch und Marschall sehr empfehlen.